Überblick Streetart Wien

Collin van der Sluijs und Rutger Termohlen gestalteten einen riesigen Eisbären auf der Fassade der Quellenstraße 156 © Inoperable Gallery
Auch in Wien wird der urbane Raum als Galerie genutzt – ein mittlerweile globales Phänomen.
Von Nathalie Halgand/Inoperable Gallery
Auf der ganzen Welt hinterlassen Akteurinnen und Akteure beim systematischen Metropolenhopping ihre Arbeiten und treten auf diese Weise unmittelbar mit Passanten in Kontakt. Ihre Werke unterhalten, erheitern oder regen zum Nachdenken an.
Auch Wiens Straßen dienen vielen Künstlerinnen und Künstlern als Arbeitsgrundlage. Die unglaubliche Fülle an Werken und Akteuren ist manchmal unübersehbar oder oft nur für den wissenden Blick und nach gezielter Suche wahrnehmbar. Prädestiniert für die Street Art sind Seitenstraßen und Gassen, vor allem im 4., 6. und 7. Bezirk. An mehreren Hausecken um das MuseumsQuartier herum entdeckt man mit etwas Glück die berühmten Mosaiken von Space Invader.
Große, außergewöhnliche Exponate, die einem ins Auge fallen, findet man zum Beispiel entlang des Donaukanals. An dem von Fußgängern und Radfahrern frequentierten Ort befindet sich eine riesige Freiluftgalerie, die von der Urania bis nach Heiligenstadt reicht.
KÖR (Kunst im öffentlichen Raum) förderte in den vergangenen Jahren mehrere spannende Projekte: Die niederländischen Künstler Collin van der Sluijs und Rutger Termohlen gestalteten einen riesigen Eisbären auf der Fassade der Quellenstraße 156; ROA malte in der Schadekgasse, gegenüber der Nr. 18, eines seiner charakteristischen schwarz-weißen Tierbilder; angeregt durch das Konzept des Totems transformierte der französische Künstler Honet mit seinen minimalistischen Figuren die Säulen der U-Bahn-Trasse zwischen den Stationen Stadion und Krieau in „Kultobjekte“, und daneben findet man eine Arbeit des brasilianischen Künstlers SPETO.
Zentrale Anlaufstelle für Urban Art ist die Inoperable Gallery, die seit vielen Jahren internationale Künstler für Ausstellungen nach Wien holt. Im Rahmen des von ihr initiierten Projekts Shutterland wurden die Rollläden, die das typische Bild des Naschmarkts nach Ladenschluss ausmachen, von mehreren Künstlern gestaltet. Jüngst engagierten sich vor allem zwei Akteurinnen für das Sichtbarmachen von Urban Art. Unter dem Titel Cash, Cans & Candy organisierte die Kuratorin Katrin-Sophie Dworczak von der Galerie Ernst Hilger ein Ausstellungsprojekt mit Festivalcharakter. Dabei wurden die Wände des Silos am Gelände der Ankerbrotfabrik unter anderem von der südafrikanischen Künstlerin Faith 47 gestaltet, und auch entlang der Theresianummauer auf der Favoritenstraße begegnet man echten kleinen Kunstwerken. Weiters organisiert Sarah Musser unter dem Titel Escape the Golden Cage jährlich Ausstellungen mit Urban Art Künstlern in wechselnden Locations.
Die Türen der Urban Art Welt öffnen sich in letzter Zeit zunehmend für Frauen, die diese noch immer männerlastige Szene durch ihre Beiträge verändern und einen besonders spannenden Blickwinkel zeigen. Wichtige in Wien lebende Akteurinnen, die seit mehreren Jahren zwischen der Straße und ihrem Studio agieren, sind zum Beispiel Miz Justice, die sich in ihren Bildbotschaften vor allem mit Gerechtigkeitsempfinden beschäftigt; Frau Isa mit ihrer märchenhaft-nostalgischen Welt oder Lady Jaye mit ihren kompromisslosen Botschaften und mutigen Frauenbildern.